Paleokastro – Die antike Hauptstadt von Kythira
Die antike Hauptstadt der Insel Kythera befand sich von etwa 600 v. Chr. bis 100 n. Chr. in Paleokastro. In dieser Zeit lebten dort vermutlich über 1000 Menschen. Trotz ihrer einstigen Bedeutung wurde dieser heute überwucherte und schwer zugängliche Teil der Insel bislang nur wenig archäologisch erforscht. Unter dichtem Bewuchs liegen noch immer Mauerreste und Artefakte der alten Hauptstadt verborgen.
Antike Quellen berichten, dass Sparta im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. Beamte, die sogenannten „Kytherodikai“, entsandte, um die Verwaltung der Insel zu übernehmen. Kythira galt damals als lakedaimonischer Außenposten (Perioikoi) und wurde von einer Garnison spartanischer Hopliten bewacht. Während dieser Zeit war Paleokastro die Hauptstadt der Insel, während Skandia als Haupthafen diente.
Das Erdbeben vor Kreta 365 n. Chr. zerstörte nicht nur den Hafen Skandia bei Paleopoli, sondern jegliches Leben an der Küste.

Das Wissen über diese bedeutende Stätte ist heute erstaunlich gering. Häufig wird Paleokastro fälschlicherweise mit Paliochora verwechselt – einer völlig anderen, rund 1200 Jahre jüngeren Siedlung, die in der Zeit des Piraten Barbarossa 1537 zerstört wurde.

Wer sich die heutige Hauptstadt Chora vorstellt – nur größer, dichter bebaut, von Mauern umgeben und mit mehr Einwohnern – bekommt eine Vorstellung davon, wie Paleokastro vor etwa 2500 Jahren ausgesehen haben könnte. Für mindestens ein halbes Jahrhundert war die Stadt ein lebendiges Zentrum aus Wohnhäusern, Werkstätten, Geschäften und öffentlichen Gebäuden.
Von der antiken Stadt sind heute nur wenige Überreste sichtbar. Besonders bemerkenswert sind die etwa 2600 Jahre alten dorischen Säulen in der Kirche Agios Kosmas, die ursprünglich zu einem Tempel gehörten, der den Dioskuren Kastor und Pollux – den Brüdern der Helena von Troja – geweiht war. Zudem ist ein Teil der Befestigungsmauer an der Nordseite des Berges erhalten.
Tempel der Aphrodite
- Auf Kythira befand sich einer der ältesten Tempel der Aphrodite, möglicherweise sogar älter als ihr Kult auf Zypern oder in Korinth.
- Der griechische Historiker Herodot berichtet, dass der Kult der „Himmlischen Aphrodite“ (Aphrodite Urania) auf Kythira von den Phöniziern eingeführt worden sei.
- Man vermutet dass der Tempel sich in Paleokastro befand!
Heinrich Schliemann suchte vergeblich nach dem Tempel der Aphrodite im Dezember 1887.

Kythera stand im Laufe der Geschichte mehrfach unter der Kontrolle sowohl der Athener als auch der Spartaner. Seine Lage machte die Insel strategisch wertvoll – als militärischer und wirtschaftlicher Außenposten, als Tor nach Griechenland vom Nahen Osten und Afrika aus, und zugleich als Ausgangspunkt für mögliche Angriffe auf das nahe Lakonien (Sparta).
Ausgrabungen
Bei Ausgrabungen im Juli 2010 wurden Mauern und zahlreiche bewegliche Funde entdeckt, die aus der Zeit zwischen 100 v. Chr. und 100 n. Chr. stammen – einer Übergangsphase zwischen der klassischen und der römischen Epoche. Über die darauf folgende Zeit ist kaum etwas bekannt; viele bezeichnen sie als das „dunkle Zeitalter von Kythira“.
Die Ausgrabungen brachten Teile der lange vergessenen, von den Lakoniern kontrollierten Hauptstadt ans Licht: Mauerreste, Säulen, Münzen, Tausende von Dachziegelfragmenten, Keramik und zahlreiche weitere Artefakte, die vermutlich zum Marktplatz (Agora) der Stadt gehörten. Diese Funde lieferten neue Hinweise auf das Leben in der antiken Stadt und bereichern unser Wissen über die frühe Geschichte Kythiras.
Archaischer Löwe von Paleokastro

Er stammt ursprünglich aus Paleokastro, die antike Hauptstadt von Kythira etwa von 600 v. Chr. bis 100 n. Chr. Die Venezianer brachten ihn zum Eingang der Festung von Chora.
Quelle:
- John Fardoulis – Ausgrabungen Paleokastro
