Die Wassermühlen von Mylopotamos
Die Wassermühlen von Mylopotamos sind ein bedeutendes, jedoch oft unterschätztes Element der Geschichte von Kythira. Obwohl sie nicht so bekannt sind wie die Burgen und Kirchen der Insel, haben sie eine ebenso wichtige Rolle im Überlebenskampf der Inselbewohner gespielt. Dieser Kampf war insbesondere aufgrund des schwierigen geographischen Reliefs und der niedrigeren Bodenfruchtbarkeit besonders herausfordernd.
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Wassermühlen und Windmühlen essentielle Glieder in der Produktionskette des Brotes – ein unverzichtbares Nahrungsmittel für die Inselbewohner. Diese preindustriellen Mühlen trugen entscheidend dazu bei, das Getreide zu verarbeiten und so den Nahrungsmittelbedarf zu decken.
Die Wassermühlen von Mylopotamos befinden sich am gleichnamigen Bach und gehören zu den am besten erhaltenen Wassermühlen auf Kythira. Insgesamt wurden in der Region bisher 17 Mühlengebäude identifiziert, es gibt jedoch Hinweise auf bis zu 22 Mühlen, mit verschiedenen Besitzern. Besonders bemerkenswert ist, dass mindestens drei dieser Mühlen in hervorragendem Zustand erhalten sind und wesentliche Teile ihrer Mechanismen bewahren.
Die Mühle von Philippis ragt unter den noch bestehenden Anlagen besonders heraus. Sie wurde von ihren Besitzern originalgetreu wiederhergestellt und für Besucher zugänglich gemacht. Sie ist seit 350 Jahren in Familiebbesitz.
Der Name des Dorfes „Mylopotamos“ verweist direkt auf die Mühlen, und die ersten schriftlichen Erwähnungen datieren aus der Zeit der venezianischen Herrschaft. In Dokumenten von Emmanouil Kasimatis aus dem 16. Jahrhundert wird die Existenz von Wassermühlen in Mylopotamos bereits erwähnt. Zu dieser Zeit waren die Mühlen meist im Besitz von Adligen oder großen Landbesitzern. Ein erheblicher Teil der Mühle gehörte dem Besitzer, während der Müller einen kleineren Anteil hatte.

Das Wassermühlen-System und die Technik
Ein bemerkenswertes technisches Merkmal des Mühlen-Systems in Mylopotamos ist der Mühlenkanal, der die Mühlen miteinander verbindet und gleichzeitig zur Bewässerung der Obstgärten in der Region genutzt wurde. Diese Obstgärten waren bekannt für ihre hohe Produktivität. Die Mühlen besaßen mehr Rechte zur Wassernutzung als die Obstgärten, was oft zu Konflikten führte. Die Wartung der Kanäle war eine schwierige Aufgabe – besonders die Krebse, die die Kanäle durchlöcherten, waren ein ständiges Problem.
Die Mühlen selbst hatten eine horizontaler Bauweise mit einem horizontalen Rad. Ihr Wasserschacht (Schornstein) war bis zu sechs Meter hoch und aus porösem Kalkstein gebaut (Aruba-Mühlen). Das Mahlwerk bestand aus zwei Mahlsteinen aus vulkanischem Gestein, die regelmäßig geschärft werden mussten, um ihre Funktionsfähigkeit zu bewahren. Diese Mahlsteine wurden vermutlich von der nahegelegenen Insel Milos nach Kythira gebracht.
Das Leben der Müller
Die Mühlen dienten den Müllern nicht nur als Arbeitsräume, sondern auch als Wohnräume. Besonders bei den zweigeschossigen Mühlen war das Wohngebäude im oberen Stockwerk, während der Mühlenmechanismus im Erdgeschoss untergebracht war. Neben den Mühlengebäuden gab es häufig auch Nebengebäude, wie Ställe und Öfen, die das Leben der Müllerfamilien unterstützten.
Trotz dieser funktionalen Strukturen war das Leben in den Mühlen oft hart. Viele Familien lebten unter schwierigen Bedingungen: Die feuchten Wände und die kargen Lebensumstände machten das Wohnen in den Mühlen zu einer großen Herausforderung, was oft zu gesundheitlichen Problemen führte.
Die Rolle der Mühlen in der Gemeinschaft
Die Wassermühlen von Mylopotamos waren nicht nur Arbeitsorte, sondern auch gesellschaftliche Zentren. Hier fanden regelmäßig Feste, Taufen und andere Feierlichkeiten statt. Zudem war die Region ein wichtiger Punkt für die Prozession der Panagia Myrtidiotissa, die jedes Jahr durch die Mühlen führte.
Trotz der engen Gemeinschaft und der Vitalität, die von den Mühlen ausging, führte die zunehmende Motorisierung in den 1950er Jahren zu einem Rückgang der traditionellen Wassermühlen. Die Maschinen und Motoren, die die Wassermühlen ersetzten, brachten eine technologische Revolution, die jedoch auch zur Aufgabe vieler traditioneller Arbeitsweisen führte.
Der technologische Wandel und seine Folgen
Der Übergang von traditionellen Wassermühlen zu motorisierten Mühlen markierte das Ende einer Ära. Viele der Mühlen wurden aufgegeben, und die Region Mylopotamos erlebte einen wirtschaftlichen Niedergang. Doch auch wenn der Verfall der Mühlen ein trauriges Kapitel der Geschichte darstellt, gibt es in den letzten Jahren Bestrebungen, die Region wiederzubeleben. Wanderwege (Wanderweg M41) wurden revitalisiert und mit Unterstützung von lokalen Organisationen und Privatpersonen in Stand gesetzt, was zu einer zunehmenden touristischen Förderung der Region führte.
Fazit
Die Wassermühlen von Mylopotamos sind ein faszinierendes Beispiel für das technologische Erbe und die soziale Struktur von Kythira in früheren Zeiten. Ihre Erhaltung und die Bemühungen, ihre Geschichte lebendig zu halten, tragen dazu bei, das kulturelle Erbe der Insel zu bewahren und für zukünftige Generationen erlebbar zu machen.
Quellen:
- Markos Megaloikonómos – Geologe, MSc für Umweltplanung von Infrastrukturprojekten
- Wikipedia – Horizontalrad-Wassermühle
- Microsoft Copilot
